Gedanken eines ganz normalen Samstag Abends: Die Sportschau läuft, „Können die Bayern die Tabellenspitze halten?“, die Couch ist so bequem, die Kuscheldecke so warm, draußen ist es dunkel, feucht und nebelig. Bäh! Die Kinder nörgeln und werden eh bald müde ins Bett fallen. „Schatz, lass uns zuhause bleiben. Magst du einen Tee?“ „Es war eine anstrengende Woche. Bin froh, wenn heute nichts mehr ist.“
Es gibt immer viele Gründe, das Haus NICHT mehr zu verlassen an so einem Tag. Umso schöner und bewegender war es, dass sich die wirklich sehr große Wallfahrtskirche in Kirchhaslach fast ganz gefüllt hat an diesem Abend des 26. Oktober 2024. Die Menschen hatten sich aufgerafft, hatten dem vielleicht völlig berechtigen Wunsch nach Ruhe und häuslicher Gemütlichkeit widerstanden, hatten sich eingepackt und auf den Weg gemacht. Nicht um sich irgendwo bekochen zu lassen, um Party zu machen, sich das Leben schön zu trinken oder plumpe Zerstreuung zu suchen. Nein, sie kamen zu unserem Chorkonzert. In eine Kirche. Mitten in der Pampa. Mit dem herbstlich depressiven Thema „Du bist nicht allein!“, was zwar ermunternd klingt, aber viele erstmal daran erinnert hat, DASS sie allein sind.
Aber am vergangenen Samstag, diesem nebeligen Oktoberabend im Jahre des Herrn 2024, erlebten die Besucher in der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Kirchhaslach einen besonderen Konzertabend, der ihnen noch lange in Erinnerung bleiben wird. Unter dem bereits erwähnten Titel „Du bist nicht allein!“ präsentierten wir, die Liedertafel Babenhausen, ein Programm voller musikalischer Vielfalt und bewegender Momente. Die historische und prachtvolle Kulisse der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Kirchhaslach bot dabei den perfekten Rahmen, um die tiefen Botschaften der dargebotenen Werke in Szene zu setzen.
Das Konzert, getragen und umrahmt durch warme, baritonale Solostücke und eine wie immer tiefsinnige, verbindende Moderation unseres Chorleiters Daniel Böhm und begleitet von Wilhelm Schneider am Klavier, entfaltete ein herbstliches Klangbild, das die Seelen berührte und gleichzeitig inspirierte. Vom ersten bis zum letzten Ton führte die Musik das Publikum auf eine Reise – eine Reise des „Unterwegsseins“, des Verlassens vertrauter Orte und des Hoffens auf eine sichere Rückkehr. Ein Thema, das in diesen unruhigen Zeiten aktueller nicht sein könnte.
Musikalische Vielfalt als Friedensbotschaft
Die Liederauswahl spiegelte die Vielseitigkeit der Thematik wider: Werke von Hannes Wader, Zupfgeigenhansel und Heinrich Isaac, aber auch moderne Kompositionen von Christopher Tin und Chris Artley. Traditionelle Volkslieder aus Deutschland, Irland und Amerika erinnerten daran, dass die Musik als Weltsprache die Kraft besitzt, uns alle zu verbinden – über Grenzen und Zeiten hinweg.
Mit jedem Stück wurde die Sehnsucht nach Frieden spürbar, nach einer Welt, in der Flucht und Vertreibung eigentlich keine Notwendigkeit mehr sein sollten, aber leider allenthalben sind. Die Lieder handelten vom Aufbruch, vom Abschied und von der Hoffnung auf Wiedersehen. Oftmals stand die Flucht vor Armut, Elend, Gewalt und Krieg im Mittelpunkt – Themen, die leider auch in der heutigen Zeit viele Menschen betreffen.
Bewegende Momente und ein begeistertes Publikum
Von den ersten Klängen an waren die Zuhörer gefesselt. Die Lieder, gesungen mit Inbrunst und begleitet von feinfühligen Soli, fanden ihren Weg in die Herzen der Anwesenden. Die ergreifende Atmosphäre verstärkte sich durch das beeindruckende Kirchenschiff, in denen das stimmungsvolle Licht ein sanftes, goldenes Spiel auf die kunstvollen Verzierungen warf. Es war, als ob Musik und herbstlich melancholische Stimmung miteinander verschmolzen und einen Moment der vollkommenen Harmonie erzeugten. Einmal hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, als der Chor am Ende des modernen A-capella-Stückes „Earth Song“ das Wort „Peace“ langsam bis fast zur Unhörbarkeit ausklingen ließ. In den Momenten danach schien die Welt für einen Moment still zu stehen. Man glaubte, die synchronisierten Herzen der Menschen schlagen zu hören.
Die Besucherinnen und Besucher ließen sich von der Friedensbotschaft und der musikalischen Vielfalt mitreißen, was in einem großen Applaus und Standing Ovations gipfelte. Der Abend hinterließ ein Gefühl der Verbundenheit und der Hoffnung – ein leises, aber eindringliches Versprechen, dass wir auf unserer Lebensreise hoffentlich niemals ganz alleine sein mögen.
Eine anspruchsvolle musikalische Reise des Lebens
Mit „Du bist nicht allein“ hat die Liedertafel Babenhausen erneut bewiesen, dass Musik mehr ist als nur Klang und Harmonie. Sie ist eine Weltsprache, die Geschichten erzählt, Trost spendet und neue Perspektiven öffnet. Jedes Stück des Abends war eine Hommage an das „Unterwegssein“ – sei es auf einer Pilgerreise, auf Wanderschaft oder als Vagabund, der nur von seinen Träumen und Hoffnungen geleitet wird. Manch einer mag sich dabei an die eigene Reise des Lebens erinnert gefühlt haben, an Momente des Abschieds und des Neubeginns, an Träume, die uns antreiben und an die Sehnsucht nach Frieden.
Frieden als Kern der Botschaft
In diesen unruhigen Zeiten war die Friedensbotschaft des Konzerts von besonderer Bedeutung. Die Musik wurde zum Medium, das das Publikum dazu anregte, über das eigene Leben und die Welt, in der wir leben, nachzudenken. Die Pflege deutscher Volkslieder und die Verschmelzung mit modernen Chorstücken war nicht nur ein Zeichen der musikalischen Vielfalt, sondern auch ein Symbol für den Zusammenhalt, den wir uns alle wünschen.
Abgerundet durch die Schönheit der Wallfahrtskirche und den goldenen Schein des Herbstes, wurde der Abend zu einem unvergleichlichen Erlebnis, das sowohl nachdenklich als auch hoffnungsvoll stimmte. Ein Abend, an dem die universelle Sprache „Musik“ einmal mehr ihren wahren Zauber entfalten durfte und jeder und jede im Publikum mit dem Gefühl nach Hause ging: „Ich bin nicht allein.“
Auch wir lassen Sie natürlich niemals allein ;-), sondern informieren immer gerne über unsere Webseite www.liedertafel-babenhausen.de. Wir freuen uns, wenn sie vorbeischauen!
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